Das Bild wird klarer

Nachdem sich Jona im letzten Teil der Situation ergeben hat, mischen sich die Karten in „Insel“ nun neu. Das Dunkel wird mit Licht geflutet, eine neue Welt offenbart sich und bringt Klarheit in den zuletzt unendlich gesagten Fall. Auch dieses Bild erzählt viel über meinen Struggle in der Zeit, in der es entstanden ist.

Gefangen im Strudel der Spezialisierung

Während ich dir im letzten Beitrag erzählt habe, wie sich allmählich der konzeptionelle Rahmen für REVERIE entwickelt hat, möchte ich heute ein wenig über die rein technischen/praktischen Zweifel in dieser Zeit berichten.
Im folgenden Video zeige ich dir anhand des Entstehungsprozesses zu „Insel“ die Schwierigkeiten in der Zeit und plausche außerdem über meinen Werdegang seit der Schulzeit:

Um das ganze hier mal abzukürzen: bevor ich mit REVERIE angefangen habe, war ich mir ziemlich sicher, dass ich mich in den nächsten Jahren dem 3D-Modeling verschreiben werde. Bis zu dem Zeitpunkt des heute beschriebenen Bildes. Die in dem Video genannten technischen Hürden und steifen Workflows haben mir recht schnell gezeigt, dass ich mit meinem geplanten Pfad zu voreilig war. Zum Glück haben mich genau diese Zweifel dazu verleitet, meinen Tick ständig etwas zu planen und mich festzulegen, komplett aufzubrechen. Es war, als ob sich ein Knoten gelöst hat und fühlte sich an wie ein inneres „Fuck you, Spezialisierung!“.

Lang lebe die Vielfalt

Durch Social Media Plattformen wie Instagram und Tiktok hat man (oder zumindest ich persönlich) als Künstler:in das Gefühl, sich einer bestimmten Technik verschreiben zu müssen – Malerei, Pen and Ink, Aquarell usw. Denn nur so weiß auch der Algorithmus, in welche Schublade er dich stecken kann. Wenn man sich aber auf inhaltliche Themen konzentriert, die einem menschlichen Wesen mit gewissen gedanklichen Transferkompetenzen als schlüssig erscheinen, überfordert man jene Social Media-Automatisierungsprozesse und fällt als Künstler:in aus dem Raster. Generalisten wie Picasso und Da Vinci wären in der heutigen Zeit gnadenlos aussortiert worden.

Und das ist ein Problem, was sich bei mir schon immer wieder auf ein neues gezeigt hat. Sobald man eine gewisse Schwankung in seiner Ausrichtung hat, stagnieren nicht nur die Followerzahlen, sondern auch die Views auf Posts und Shortform-Videos. Hinzukommt, dass selbst wenn man für einige Wochen oder Monate mal auf einer Linie schwimmt, muss man diese auch mehrfach pro Woche in diese Kanäle einspeisen. Als Berufstätiger und mittlerweile Elternteil ist das aber kaum zu machen. Und das frustriert ungemein und lässt einen Zweifeln, ob man auf dem richtigen Pfad ist.

Es hat dann schließlich irgendwann Klick gemacht und die Erkenntnis kam, dass es die Intention meines Arbeitens ist, die die Flamme am lodern hält und nicht die Umsetzungstechnik. Diese Erkenntnisse haben dazu geführt, dass ich mich nach anderen Plattformen und Kanälen umgesehen habe, die keine Algorithmus getriebenen FOMO-Zustände hervorrufen: eine eigene Website, das Fediverse und – nach wie vor – YouTube. Bei letzterem scheiden sich die Geister, aber YouTube fungiert für mich hauptsächlich als Suchmaschine und weniger als Vorschlagfeuerwerk. So kann ich einfach das Zeigen, was ich gerade so geil finde und wenn es jemanden interessiert, wird er es schon finden, wenn er danach sucht. Bezüglich Website und Fediverse wird es in naher Zukunft noch einen ausführlicheren Beitrag geben.

Nun aber zurück zum Umsetzungsdilemma. Ich finde, dass es allgemein eine Unart ist, dass einem heutzutage noch eingetrichtert wird, man solle sich spezialisieren. Das mag vielleicht für einige Menschen funktionieren. Sicher gibt es Person X, die sich ein Leben lang einem Beruf verschreibt und dort Karriere macht. Aber wieso kann man nicht einfach auch mehrere Berufe in Leben haben? Berufe, die entweder absolut gar nichts miteinander zutun haben. Oder auch Berufe, die sich zwar durch völlig unterschiedliche Disziplinen auszeichnen, aber sich einem übergreifenden Ziel widmen. Mit diesem Auseinandersetzungsprozess hat sich auch mein künstlerisches Arbeiten verändert. Ich möchte einfach mittels verschiedener Facetten meine Welt und Sichtweisen vermitteln und kann hoffentlich dadurch zum Reflektieren anregen. Jegliche Spezialisierung auf eine Technik würde nur den eigentlichen Kern der Arbeit verschleiern oder sogar verdecken, dass es überhaupt eine Message gibt. Natürlich haben gewisse Kunstformen, die ausschließlich einen ästhetischen Anspruch haben, ihre Daseinsberechtigung. Gleichzeitig sehe ich mich allerdings nicht in der Ausübung jener Genres. Demnach umarme ich einfach mein breitgefächertes Interesse und fühle mich dadurch umso freier. Denn ich weiß, dass alles, was meine Arbeit zusammenhält, ist das Erzählen von Geschichten einer besseren Welt.

Was sich eigentlich hinter dem Motiv verbirgt

Kommen wir noch einmal kurz zurück zum heutigen Motiv „Insel“. Es scheint schon ein merkwürdiger Zufall zu sein, dass die visualisierte Offenbarung einer neuen Welt eben nicht diejenige ist, von der ich es bei der Konzeption gedacht habe. Sondern eben eine absolut offene und diversere Welt mit so vielen Möglichkeiten, die ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht einmal erahnen kann. Hier findet sich also eine interessante Parallele aus dem, was Jona erwartet hatte, und dem, was ich von meiner künstlerischen Zukunft erwartet habe. Und so bin ich sowohl als auch super gespannt, was die nächsten Jahre an Überraschungen bereithalten – für Jona und mich.

Prägung des DORN-Logos auf dem finalen Print
Der Titel wird handschriftlich auf die Rückseite des Prints geschrieben
Print in voller Größe

Auch heute bedanke ich mich wieder für dein Interesse und wünsche viel Spaß beim Anschauen des Bildes.

Benny aka DORN

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