Solastalgia

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In den letzten Jahren ist die Nacht für Jona zu einem sicheren Hafen der Ruhe geworden. Geradezu ein Zufluchtsort vor der wachsenden Solastalgie, den sich duellierenden Kriegsmeldungen und den Berichten über den Klimanotstand, die ihn dazu bringen, sich zu fragen, wie es zu all dem kommen konnte. „Ist es nicht das Ziel intelligenten Lebens, Strategien zu entwickeln, um das eigene Überleben zu sichern? Zumindest hat Darwin dies mal so ähnlich formuliert.“ grummelte Jona in den leeren Raum während er langsam in seinem angegrautem Pyjama auf der Bettkante zusammensackte. „Wenn er miterlebt hätte, was wir als Menschheit gerade veranstalten, hätte er seine Definition wohl noch einmal überdacht.“ beendete er seinen inneren Monolog und warf noch einen letzten Blick durch das Fenster zur gelb-grün strahlenden Leuchtreklame auf dem gegenüberliegenden Flachdach. Das darauf abgebildete Logo einer Brauerei erhellte sein Schlafzimmer ausreichend stark, dass er auf eine Nachtlampe verzichten konnte. Es war allerdings auch der Grund, weshalb er sich die zentralgelegene 1-Zimmer-Wohnung mit seinem Bioingenieurs-Gehalt gerade so leisten konnte. Zwar zahlte seine Firma überdurchschnittlich gut, aber die Lebenskosten sind seit dem Krieg in Osteuropa unverhältnismässig in die Höhe geschossen. Jona ließ sich ins Bett fallen, schloss seine müden Augen und atmete ein letztes Mal tief aus.

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